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Star des Abends kam mit Verspätung
Festlicher Empfang der Stadt - Dirigent Johannes Stert musste in Köln proben
Burscheid - Das hatte was. Längst waren die offiziellen Reden vorüber und die Instrumente eingepackt. Die noch verbliebene Gesellschaft hielt Kölschgläser und Schnittchen bei launigen Gesprächen in Händen, als sich das Portal am Freitagabend im Haus der Kunst öffnete. Im wahrsten Sinne des Wortes stürmte er herein - etwas abgehetzt von seiner letzten Probe im Opernhaus mit dem Gürzenichorchester: Johannes Stert (37), der hochgelobte Star des Orchesterverein Hilgen (OVH) von 1912.
Stert hatte das Burscheider Vorzeige-Ensemble beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Karlsruhe zum zweiten Mal zum Bundessieg geführt. Der charismatische Dirigent mit Igelfrisur und legerem Zwirn konnte sich kaum retten vor lauter Bussis und Umarmungen. “Ihr seid ja auch ein tolles Orchester", lobte Stert die noch verbliebene Fangemeinde. Die Stadt hatte zu Ehren des "Besten Deutschen Blasorchesters" zum festlichen Empfang geladen. Und alles, was Klang besitzt in Burscheids Wirtschaft, Verwaltung, Vereinen, Kirche und Politik traf sich zum Stelldichein.
“Der OVH trägt hervorragend dazu bei, den Ruf Burscheids als Musikstadt des bergischen Landes weit über die regionalen Grenzen hinaus noch bekannter zu machen", sagte Bürgermeister Hans Dieter Kahrl. In seiner Laudatio überbrachte er die Glückwünsche der Partnergemeinde Egg und den Wunsch der Musikredaktion des WDR, wieder mit dem erfolgreichen Blasorchester eine Produktion zu realisieren. Kahrl, dem Anlass entsprechend mit funkelnder Amtskette versehen, dankte den Sponsoren der Veranstaltung. Federal-Mogul, RG Textil und Kreissparkasse hatten sich finanziell engagiert. Herzliche Gratulation auch vom OVH-Vorsitzenden Günter Haas. Seine Parallelen zur deutschen Teilnahme an der Fußball-EM provozierten allgemeine Heiterkeit. Musikalisch locker wie virtuos vom Blasorchester der Jugendmusikschule und dem Klarinettenquartett “Atemnot" eingerahmt, wurde den Gästen die Videoaufzeichnung der erfolgreichen musikalischen Reise nach Karlsruhe gezeigt. Großer Beifall. Im Vorraum hatten die Orchestermitglieder Annette Heinl und Sandra Wilgenbusch große Fotowände mit Zeitungsberichten montiert. Die 26-jährige Sandra Wilgenbusch (Klarinette), immer noch begeistert: “Die vier Tage in Karlsruhe waren unvergesslich." Die Leichtigkeit beinahe schwebender Noten prägte dann auch noch den späteren Abend, als Johannes Stert fest versprach: “Ich werden dem OVH und Burscheid die Treue halten."
(Kölner Stadt-Anzeiger, 26.6.2000, Timm Gatter)
Alle kamen zur Meisterfeier
Der Orchesterverein Hilgen wurde mit einem Empfang für seinen Titelgewinn beim Wettbewerb in Karlsruhe geehrt. Von dort gab's ein Video zu sehen.
Burscheid. Jubelstimmung und viel Prominenz im Haus der Kunst: Zu Ehren des Orchestervereins Hilgen, der aus dem 5. Deutschen Orchesterwettbewerb in Karlsruhe als bestes deutsches sinfonisches Blasorchester hervorging, gab die Stadt Burscheid in Anwesenheit des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach, der Landtagsabgeordneten Gisela Ley und Herbert Reul, der stellvertretenden Landrätin Mathilde Drewing und zahlreicher Vertreter aus Rat, Verwaltung und den örtlichen Vereinen einen Empfang im Haus der Kunst.
Bürgermeister Kahrl, der die offizielle Bedeutung durch das Tragen der Amtskette unterstrich, betonte mit Herzlichkeit: “Der OVH ist unser Deutscher Meister". Burscheid sei stolz auf “seinen OVH".
Zum zweiten Mal nach 1996 hat das Orchester den begehrten Titel errungen. Kahrl dankte allen Orchestermitgliedern, die durch ihre unermüdliche Probenarbeit und Energie die schwierige Titelverteidigung ermöglichten, und Johannes Stert, der kurzfristig für diesen Auftritt als Dirigent zum OVH zurückgekehrt war. Durch den Orchesterverein sei der Ruf Burscheids als Musikstadt gefördert und bekannt gemacht worden. Als äußeres Zeichen des Dankes überreichte er dem Vorsitzenden des OVH, Günter Haas, einen Scheck der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln über 2000 Mark.
“Wir sind ein bisschen stolz, glücklich und sehr zufrieden", fasste Haas anschließend die Gemütslage der Orchestermitglieder zusammen. Man habe sich “ganz auf die Musik konzentriert" und werde dies auch künftig tun. Nun sei man in gesicherter Position für künftige Wettbewerbe.
Ein bisschen Wettbewerbsatmosphäre konnten die vielen geladenen Gäste dann durch das Anschauen und Anhören eines Video-Mitschnitts des Wettbewerb-Pflichtstückes (Bacchanale von Rolf Rudin, 1990) miterleben.
Musikalisch umrahmt wurde der Empfang vom Blasorchester der Musikschule Burscheid unter Leitung von Thomas Sieger und dem aus Mitgliedern des OVH bestehenden Klarinettenquartett “Atemnot". Beim anschließenden kalten Buffet im Foyer konnten die Besucher anhand ausgestellter Fotos und Presseberichte feststellen, dass bei allem Wettbewerbsernst auch der Spaß in Karlsruhe nicht zu kurz kam - bis hin zum “Freudentaumel der Klarinetten" und dem rauschenden Empfang in Burscheid.
(Westdeutsche Zeitung, 26.6.2000, Marie-Luise Mettlach)
Blumen für die Meister der Blasmusik
Burscheid - “Der OVH-Sieg ist eine tolle Sache", freut sich auch der Vorsitzende des Burscheider Obst- und Gartenbauvereins, Manfred Rottländer, “da mussten wir einfach was machen". Und so leuchten seit Mittwochmittag im Blumenbeet vor der Kreissparkasse an der Hauptstraße schon von weitem rote und weiße Begonien in Form eines Notenschlüssels, zweier Noten und zweier Linien. Die Gartenfreunde haben die von ihnen gepflegte Anlage zu Ehren der Deutschen Meister so sinnfällig bepflanzt - wenige Tage vor dem Festakt am 23. Juni im nahen Haus der Kunst. Schließlich ist Burscheid auch eine Musikstadt und die jüngst wieder als bestes sinfonisches Blasorchester Deutschlands ausgezeichnete Orchestervereinigung Hilgen ist ihre hörbare Visitenkarte. Lasst Blumen sprechen ...
(Kölner Stadt-Anzeiger, 15.6.2000)
Orchesterverein Hilgen wurde Deutscher Meister
Der OHV erspielte sich den begehrten Titel bereits zum zweiten Mal
Burscheid (sch) – “Was Bayer Leverkusen nicht geschafft hat, ist dem OVH gelungen”; mit diesen Worten empfing Bürgermeister Hans Dieter Kahrl gemeinsam mit zahlreichen Fans die frisch gebackenen Deutschen Meister der Blasorchester. Mit Sekt, Transparent und Jubelrufen hießen die Burscheider die erfolgreichen Musiker willkommen.
Im Karlsruher Kongresszentrum konnte sich der Orchesterverein Hilgen gegen zwölf weitere Mitstreiter als bestes Deutsches Blasorchester durchsetzen. Alle vier Jahre veranstaltet der Deutsche Musikrat den Orchesterwettbewerb. Der OVH erspielte sich den begehrten Titel bereits zum zweiten Mal. “Burscheid ist stolz auf euch. Eine bessere Werbung kann die Stadt gar nicht haben”, jubelte Kahrl.
“Es war bis zum Schluss sehr, sehr spannend", berichtet die Pressesprecherin Inka Klewinghaus, “Die Stimmung war super und die Leute haben regen Anteil an dem Wettbewerb genommen." Für Nervenkitzel sorgten die anfänglichen akustischen Probleme. Kurzerhand verlagerte die Jury das Vorspiel in den Einspielraum und mit einstündiger Verspätung konnte der Wettbewerb endlich beginnen. Hinterher schickte dann die Freundin des OVH-Vorsitzenden Günter Haas die Hilgener Musiker aufs Glatteis. Die Mitteilung “Ihr seid zweiter geworden!", löste bei den Musikern keine Begeisterungsstürme aus. Schließlich hatten sich alle Hoffnung auf den Titel gemacht. Doch dann löste Christiane das Geheimnis: “Ihr habt gewonnen!" Dann flossen die Freudentränen und die ganze Anspannung löste sich.
Der OVH trat mit dem Pflichtstück “Bacchanale" des zeitgenössischen Komponisten Rolf Rudin und dem Selbstwahlstück “Atmospheres" von John Golland an.
Zentrale Figur des Erfolges, so teilt Günter Haas mit, sei der Dirigent Johannes Stert. Man habe mit Stert einen Vollblutdirigenten, den “alle suchen, aber keiner findet". (Lesen Sie weitere Einzelheiten über den Wettbewerb in der nächsten Ausgabe der Lokalen Informationen).
(Lokale Informationen, 14.6.2000)
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