Nach drei ersten Plätzen in Folge und zuletzt einem zweiten Platz wollte der Orchesterverein Hilgen beim Deutschen Orchesterwettbewerb zurück auf Platz 1. Geworden ist es am Ende der 3. Platz. Dabei blieb der OVH seinem Selbstverständnis treu, Repertoire weit jenseits der klischeebehafteten „Blasmusik“ zu pflegen und die Szene mit außergewöhnlichen Originalkompositionen zu bereichern: Eigens für den Wettbewerb wurde bei Claudio Puntin (*1965) ein Werk in Auftrag gegeben; die Uraufführung erfolgte im Wertungsspiel am 2. Mai in Ulm.
Claudio Puntin – ein kreativer Tonkünstler auf allen Klarinetten, ein Improvisator und Komponist, ein Dozent, Musikproduzent und Goldschmied, der höchste Anerkennung in der modernen Musikszene genießt: Im Auftrag des OVH schrieb er sein Werk „Mondnah und Herzfremd“, das den Konflikt zwischen Distanz und Nähe, zwischen nah und fremd thematisiert. Aktuelle politische Ereignisse wie die Flüchtlingskrise und die daraus entstehenden menschlichen Dramen vor unserer Haustür inspirierten Puntin.
Für die Teilnahme am DOW qualifizierte sich der OVH im vergangenen September durch einen ersten Platz beim Landesorchesterwettbewerb – welchen er seit 28 Jahren ausnahmslos gewonnen hat. Seitdem wurde das Programm für Ulm intensiv und akribisch geprobt. Neben dem Werk von Puntin standen auf den Notenpulten: Das eher traditionelle Wettbewerbs-Pflichtstück „Suite voor Harmonieorkest“ des Niederländers Bob Vos (*1910-1963) sowie das opulente „Dionysiaques“ von Florent Schmitt (1870-1951), das in seiner Komplexität von den Profidozenten der OVH-Registerproben schon als „eigentlich unspielbar“ bezeichnet wurde. Mit diesem Programm demonstrierte der OVH erneut die Spannweite heutiger Blasorchesterliteratur: von harmonisch-tänzerisch über diffizil-filigran bis kraftvoll-berauschend.